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Wheelmapping KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Farbfoto im Querformat. Blick in die Ausstellungshalle in Flossenbürg. Links eine durchfensterte Wand rechts das Kunstwerk von Talya Lubinski. Davor Benjamin Zorn und Philipp Schramm, die mit erhobenen Daumen den Erfolg ihrer Mission bekunden.

Von Juli bis September gibt es die fantastische Ausstellung "Melting Stone" in Flossenbürg. Die Künstlerin Talya Lubinski hat Granit zum Schmelzen gebracht und ein großes Wandgemälde bearbeitet. Mein Kollege Benjamin Zorn und ich wollten uns das gemeinsam ansehen. Dazu mussten wir mit dem öffentlichen Nahverkehr von Bayreuth nach Flossenbürg reisen.

Für Fußgänger dauert diese Reise rund zwei Stunden. Einsteigen in Bayreuth in die Bahn, umsteigen in Weiden in den Bus, in Flossenbürg aussteigen - fertig. Für einen Rollifahrer ist das nicht so einfach. Der Bahnhof in Weiden ist nicht barrierefrei. Es gibt keine Möglichkeit für einen Rollifahrer, von Gleis 2 - 5 auf einen anderen Bahnsteig zu gelangen. Wer nicht auf Gleis 1 ankommt, kommt mit dem Bus nicht weiter.

Der Mitarbeiter bei der Mobilitätszentrale der Bahn ist superfreundlich. Die Aufgabe macht ihm Spass. Er tüftelt über eine Stunde. Dann haben wir einen Reiseplan: Hinwärts von Bayreuth nach Nürnberg. In Nürnberg umsteigen nach Weiden. In Weiden kommen wir auf Gleis 1 an und können den Bus erreichen. Rückwärts geht es einfacher. Erst der Bus. Dann die Bahn bis Marktredwitz. Und dann sind wir auch schon in Bayreuth.

Die Hinreise läuft glatt bis wir in Weiden ankommen, die Umstiegsassistenzen sind entgegenkommend und professionell. Das ändert sich, sobald wir das Terrain der Bahn verlassen: An den Haltestelleninseln für die Busse am Weidener Bahnhofsvorplatz gibt es keine Bordsteinabsenkung. Die Bordsteinkante ist rund 18 cm hoch - keine Chance. Wir haben Glück, weil ein Flixbus die Haltebucht belegt und unser Bus außerhalb der Haltestelle die Türen öffnet. Die Rampe dürfen wir allerdings selber ausklappen. Der Fahrer sieht zunächst keinen Grund, uns dabei zu unterstützen. Weil der Verschluss hakt und wir kein Werkzeug dabei haben, bequemt er sich dann doch zu uns und fummelt die Halteöse etwas unwillig mit einem Kugelschreiber aus der Bodenplatte. In Flossenbürg werden wir an der abschüssigen Straße rausgelassen. Es gibt eine Haltestelle mit erhöhtem Zu- und Ausstiegsbereich und vorbildlicher Absenkung der Bordsteinkante. Die dreißig Meter dorthin waren dem Fahrer zu weit. Okay, über solche Kleinigkeiten ist mein Kollege Benjamin längst hinaus.

Darum stört er sich auch nicht daran, als die Rampe zum Ausstellungsgebäude mit ein paar modrigen Holzpaletten improvisiert wird, die zufälligerweise im Gebüsch am Waldrand gefunden wurden. In der Ausstellung ist alles prima. Die Exponate befinden sich auf unterfahrbaren Stelen. Die große Glasinstallation vor dem Wandgemälde ist wirklich beeindruckend. Leider haben wir nur eine Stunde Zeit für Flossenbürg, die Gedenkstätte und die Ausstellung. Unser Zug retour fährt um 15:02 Uhr. Nehmen wir den Bus um 14:13 h, dann haben wir für den Umstieg nur fünf Minuten, das kann knapp werden. Verpassen dürfen wir den Zug nicht, sonst bekommen wir richtige Probleme. Also nehmen wir den Bus um 13:13 h und haben dann eben nur eine gute Stunde für das eigentliche Programm.

Die Rückfahrt verläuft problemlos, ohne Assistenz wären wir aber aufgeschmissen. In Marktredwitz vergisst der Zugführer zunächst, dass wir ohne seine Unterstützung nicht aussteigen können. Die Kollegin vom Bahnhof macht ihn darauf aufmerksam, als alle anderen Passagiere längst den Wagen verlassen haben und schon am anderen Gleis auf den Anschluss warten. Letztlich kommen wir gut in Bayreuth an. Um kurz vor acht haben wir uns morgens am Bahnhof in Bayreuth getroffen. Kurz nach halb fünf kommen wir nachmittags wieder in Bayreuth an. Für eine gute Stunde Aufenthalt waren wir über siebeneinhalb Stunden unterwegs. Für einen Fußgänger sind es nicht einmal vier Stunden hin und zurück. Da ist noch viel zu tun in Sachen Barrierefreiheit.

Alles in allem hat es auf jeden Fall viel Spass gemacht. Der Ausflug zur Gedenkstätte Flossenbürg lohnt sich. Wenn beim nächsten Mal das Verhältnis von Reisedauer zu Aufenthaltsdauer ausgeglichener gestaltet werden kann, wäre das natürlich besser. Dann könnte man sich konzentrierter mit dem Ort und seiner Geschichte befassen. Mit der Uhr im Nacken war es dann eher eine sportliche Herausforderung. Sportlich hat es auch der Mitarbeiter vom Mobilitätsservice genommen. Immer wieder hat er Verbindungen ausgesucht und wieder verworfen, weil dann doch ein Umstieg nicht möglich war. Letztlich war er sehr froh, eine Kompromisslösung gefunden zu haben. Wir waren auch glücklich darüber.

Es ist allerdings noch viel Luft nach oben in Sachen Zugänglichkeit. Ohne Assistenz wäre der Ausflug nicht möglich gewesen. Einfach mal so in die Oberpfalz fahren? Für Rollifahrer_innen auch noch 2022 ein kühner Traum. Für 2023 wurde ein barrierefreier Ausbau des Bhf Weiden in Aussicht gestellt. Dieser Plan ist nun auf 2024 verschoben. Die partielle Absenkung der Bordsteinkanten an den Businseln vor dem Bahnhof könnte dennoch rasch und ohne großen finanziellen Aufwand umgesetzt werden. Dafür bräuchte man kein Go aus dem Bundesverkehrsministerium.

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